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Templerun, Tuk Tuk & the best Backhendl

Author: Birgit Stichwörter: arzt, Siem Reap, floating villages, Tempel, Tuk Tuk
Beitrag vom: 06.05.2013

Nach einer Übernachtung in einem nicht selbst auserwählten Hotel irgendwo in Siem Reap machten wir uns nicht ganz eigenständig auf die Suche nach einer Unterkunft für die nächsten paar Tage. Ein geschäftstüchtiger TukTuk-Fahrer (mal wieder) versprach für einen wirklich günstigen Preis uns dabei zu unterstützen und verschiedene Guesthouses abzuklappern. Entgegen unseren bisherigen Erfahrungen wirkten sein Engagement und sein offenes Lächeln wirklich ehrlich und vertrauensvoll und wir machten uns mit ihm auf die Suche und wurden schließlich mitten im Zentrum fündig. Aufgrund seiner aufrichtigen und unaufdringlichen Art entschieden wir uns die nächsten 3 Tage mit ihm zu verbringen. Zur Besichtigung der Tempel von Angkor wird angeraten sich einen TukTuk-Fahrer zu engagieren, irgendwie dekadent, aber sehr praktisch. Er fuhr uns von Tempel zu Tempel, hatte immer kühles frisches Wasser für uns an Bord und versorgte uns mit interessantem Wissen über das kambodschanische Leben und der aktuellen politischen Situation.

<div class="csc-textpic-caption">Dara und sein Tuk Tuk</div>
<div class="csc-textpic-caption">Treibstoff aus der Whiskyflasche</div>

Über die Tempel von Angkor kann man viel berichten, aber dies lässt sich auch in zahlreichen Büchern nachlesen. Zudem ist dieses gesammelte Wissen sicherlich fundierter als unsere rudimentären Kenntnisse. Wir lassen lieber die Bilder sprechen.

Besonders beeindruckend und erwähnenswert fand ich neben Angkor Wat (natürlich) „Bayon“, „Ta Prohm“ und „Ta Som“. Bei den beiden letztgenannten Anlagen holt sich die Natur ganz entschieden ihr Land zurück und demonstriert ihre eindrucksvolle Stärke. So unaussprechlich ähnlich die Namen der Tempel sind, so unterschiedlich sind sie doch bei näherer Betrachtung, so unterschiedlich imposant.

<div class="csc-textpic-caption">Bayon</div>
<div class="csc-textpic-caption">Die Natur holt sich ihren Platz zurück</div>
<div class="csc-textpic-caption">Angkor Wat</div>

Nach 2 Tagen „Steinhaufenschauen“ war uns nach Abwechslung und wir fuhren mit Dara zu den „Floating Villages“ und in die Werkstätten von „Artisans d’Angkor“ in denen die khmerische Handwerkskunst auf Stein, Holz und Seide zelebriert wird.

Die Eltern unseres TukTuk-Fahrers Dara haben in oder besser gesagt auf einem schwimmenden Dorf gelebt und deshalb interessieren wir uns auch für die sogenannten „Floating Villages“. Es sind primitive Hütten und sitzen auf Bambusflössen. Hier wohnen die Ärmsten der Armen laut Dara. Mittlerweile besteht die Bevölkerung überwiegend aus staatenlosen ethnischen Vietnamesen. Sicherlich ist es zu einem gewissen Grad „sehenswert“. Allerdings handelt es sich um eine komplett durchorganisierte und extrem voyeuristische Tour. Und manche „böse“ Zunge behauptet, es ist inszeniert. Ich muss diesen Eindruck in der Tat bestätigen und finde es pervers für einen stolzen Preis von 20 USD „arme Leute schauen zu gehen“. Besser wäre es direkt den Betroffenen das Geld in die Hand zu drücken, als irgendwelchen vietnamesischen oder chinesischen oder koreanischen Unternehmen in den Rachen zu stopfen, die diese „Attraktion“ gnadenlos für sich und zur Durchsetzung der eigenen Interessen ausnutzen. Fazit: Nicht empfehlenswert!

<div class="csc-textpic-caption">Hauptsächlich Vietnamesen</div>
<div class="csc-textpic-caption">…leben hier am Wasser</div>
<div class="csc-textpic-caption">...</div>

Zum Mittagessen sind wir bei Dara und seiner Familie in einem kleinen Vorort von Siem Reap eingeladen. Wir lernen seine Frau Ti und seine kleine 3-jährige Prinzessin Tisa kennen. Er behandelt uns nahezu fürstlich und wir werden im Garten sitzend mit Tee, Kaffee, Wasser und Essen gleichzeitig versorgt. Seine Frau hält sich still im Hintergrund und nimmt ihr Essen im Haus ein. Es besteht aus einem ca. 30 qm großen, in 3 Bereiche unterteilten Raum. Der Eingangsbereich ist gleichzeitig Flur, Kinder- und Wohnzimmer. Der nächste Abschnitt ist das Arbeits- und Schlafzimmer, welches durch 2 Wände etwas Privatsphäre genießt. Dahinter befinden sich eine Kochgelegenheit und eine asiatische Toilette. Das „Elefantenbad“ ist draußen am Hinterausgang und besteht aus einem großen Wassertrog und einer kleinen Schüssel, die man füllt und über sich ergießt. Tisa macht dies bis zu 5mal am Tag, weil ihr immer heiß ist, berichtet Dara schmunzelnd. Man hört seinen Stolz in den wenigen Worten, die wir miteinander wechseln, mitschwingen. Dara war bis vor 6 Monaten noch Lehrer an einer Grundschule. Sein monatliches Gehalt von 80 USD reichte nicht aus für ihren sehr bescheidenen Lebensanspruch und er beschloss TukTuk-Fahrer zu werden. Alleine in den gemeinsamen 3 Tagen hat er mehr als 50% seines bisherigen Monatslohns verdient. Da fällt die Wahl wohl nicht schwer, sich gegen den Bildungsauftrag an der Zukunft eines Landes und für einen augenscheinlich „primitiven“ Job zu entscheiden. Ganz so einfach wie dargestellt ist es nun auch wieder nicht mit einem TukTuk Geld zu verdienen. Neben den Kosten für das TukTuk, für die Lizenz, ist die Konkurrenz auch erheblich groß. Dara hatte in den 3 Tagen zuvor keinen einzigen Fahrgast, wie er uns berichtete. Aber er verdient so viel, dass er sich Haus, die Schulkosten für Tisa und die Ausbildung zur Kosmetikerin seiner Frau irgendwie leisten kann. Er ist sparsam. Im Garten hat er Mangobäume gepflanzt. In 3 Jahren tragen sie Früchte, sagt er. „Mmh lecker. Da komm ich wieder“, sage ich. Er lacht.

<div class="csc-textpic-caption">Besuch bei Dara und seiner Familie</div>
<div class="csc-textpic-caption">“Elefantenbad”</div>

Am Guesthouse angekommen verabschieden wir uns von Dara. Am nächsten Tag werden wir abends nach Sihanoukville weiterreisen. Ihm fällt der Abschied sichtlich schwer von uns, doch wir wollen nur noch „ein paar Kleinigkeiten“, wie einen Arztbesuch, im Zentrum erledigen und dazu brauchen wir kein TukTuk mehr.

Das Zähneputzen mit original Mekong-Wasser hat in Laos und besonders auf Don Det unsere Mägen schwerer belastet oder vielmehr entlastet als uns lieb ist und wir suchen einen niederländischen Arzt auf, der unter anderem auch sehr gut deutsch spricht. Nach einem vertrauenswürdigen, mitunter merkwürdigen Check up (das Ausleuchten von Mundhöhle und Augen erfolgte mit einer baumarktüblichen Taschenlampe aus den 1970er Jahren) bekamen wir eine beruhigende Diagnose und ein handelsübliches Rezept für harmlose Magen-Darm-Erkrankungen. Und den Rat viel zu trinken und sich Ruhepausen zu gönnen. Schließlich empfahl er uns noch aufgrund unserer Appetitlosigkeit und dem Verlust von ca. 2-5 kg pro Person einen ganz witzigen Österreicher, der unweit von seiner Praxis die „Schnitzel Wirtin“ betreibt, ein kleines Lokal mit deutschen, österreichischen und asiatischen Gerichten.

Die schwarze Schrift „Schnitzel Wirtin“ auf rot-weiß-rotem Hintergrund leuchtet uns schon von ein paar Metern Entfernung entgegen. Die Tische bestückt mit rot-weiß-roten Platzsets. Es gibt Becks Bier und Weihenstephaner, White Wine with Soda so called „Spritzer“, Schnitzel jeglicher Art, und Nürnberger Bratwürste. Der Garten gleicht einem Heurigen in der Umgebung von Wien. Ist das zu glauben? Wie haben wir uns gefreut! In der Fremde daheim. Und der deutsche Part von uns hat sich (glaub ich) noch mehr gefreut. Klingt komisch, ist aber so.

Roman, der Wirt, ein waschechter und gemütlicher Wiener, ist seit über 20 Jahren in der Weltgeschichte unterwegs. Zunächst als Koch und Konditor auf sämtlichen großen bekannten Schiffen und später betrieb er mehrere Restaurants in Thailand und Kambodscha. Dies ist nun sein siebter Betrieb. In Kambodscha ist es sehr einfach ein Arbeits- und Aufenthaltsvisum zu erhalten. Weltweit wohl am einfachsten, behauptet er, und er hat schon fast überall gelebt. Man muss es nur im Supermarkt beantragen, 300 USD bezahlen, seinen Reisepass abgeben und diesen 3 Tage später wieder im Supermarkt abholen. Dies erlaubt einen Aufenthalt für 12 Monate. Vielleicht nur Seemannsgarn, wer weiß. Fakt ist, er macht das beste Backhendl mit Kartoffelsalat, was wir jemals in Österreich und außerhalb Österreichs genossen haben.

Wir verbringen den ganzen Nachmittag bei ihm und fühlen uns fast wie zuhause. Endlich mal wieder einen Spritzer zu trinken und überhaupt Nahrung und dann noch so eine leckere zu uns zu nehmen, füllt unsere Mägen und Herzen!

<div class="csc-textpic-caption">Bei Roman und der Schnitzel Wirtin</div>
<div class="csc-textpic-caption">Das beste Backhendl unseres Lebens</div>

Am Abend machen wir uns in einem weiteren „Sleepingbus“ auf den Weg in den Süden Kambodschas – Sihanoukville. Der Bus ist weit nicht so komfortabel wie der letzte Nachtbus von Vientiane nach Pakse. Und es gibt auch kein Abendessen. Aber wer will schon wieder „sticky rice with chicken“, wenn der Bauch voller Backhendl ist? Die Spritzer tun ihr Übriges und wir fallen in unsre zwar unbequemen Sitze, dafür aber in einen satten und sitten Schlaf!

<div class="csc-textpic-caption">viel Platz war nicht zum Füsse ausstrecken</div>

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