Das wenigste ist schön
Über das Leben und die Nepalesische Lebensweise.
Es ist nicht leicht das aus der europäischen Sichtweise zu erklären, aber ich werds probieren.
Prinzipiell sollte man beachten, dass die Menschen hier schon eine ganz andere Basis als wir haben. Bis vor wenigen Jahren gabs fast nur Bauern und kaum technischen Background, geschweige denn Kontakt oder Kenntnisse vom Rest der Welt.
Das erste Auto ist irgendwann so um 1960 in Kathmandu gesichtet worden. Die touristische Erschließung des Himalaya hat erst im Jahr 1996 begonnen!
Erst in den letzten Jahren hat die Wirtschaft (vor allem Indien, China, Südkorea) Nepal auch als zukünftige Konsumgesellschaft entdeckt.
Somit hatten die Nepalesen nur einen Bruchteil unserer Zeit um sich in Richtung „moderner“ Welt zu entwickeln. Eine industrielle Revolution geschweige denn französische Revolution wurde quasi komplett übersprungen. Nun gut, wir leben zwar im „Paradies“ aber glücklich ist bei uns kaum jemand mehr. Und selbst die, die das behaupten sind von Neid, Missgunst und Unzufriedenheit zerfressen.
Und es ist nicht leicht für uns zu verstehen, wie Menschen die mit dem geringsten bzw. weit darunter leben, trotzdem so etwas wie Glücklichkeit ausstrahlen können.
Die Zeit hat die Nepalesen phlegmatisch gemacht – nicht faul – einfach aaallles langsam. Das da aber viele Probleme aufkommen die genau mit der modernen Geschwindigkeit zu tun haben ist vorprogrammiert: Struktur, Müll, Verkehr, Bildung funktioniert einfach nicht.
Wir würden es ganz einfach überfordert nennen! Hier ist das aber gang und gebe. Eine Glasscheibe zu organisieren dauert Wochen obwohl der Glaser eh alles da hätte. Irgendwie kommt immer was dazwischen und dann wird’s entweder vergessen oder für nicht notwendig erachtet.
Eine nepalesiche Minute kann 1 Stunde oder auch eine ganze Woche bedeuten.
Man arrangiert sich mit der Wasser und Stromversorgung – irgendwie geht’s immer.
Wenn der Treibstoff ausgeht wird geschoben und gewartet bis es halt wieder was gibt – und das können auch mehrere Tage sein – so richtig stören tuts aber niemanden.
Umso verwunderlicher ist, dass die Luftverschmutzung eines der größten Probleme ist. Wozu gibt’s denn den Schwarzmarkt…
Zwischen Dreck und Ruinen sitzen Menschen mit modernen Smartphones. So langsam das Internet auch ist, zeigt es ihnen trotzdem eine heile Welt in denen Smartphones und Plastikprodukte der Luxus ist den wir ihnen vorleben. Wie soll das nur jemand vernünftig verarbeiten können?
Die einzige Möglichkeit sich diesen Luxus leisten zu können ist Geld. Bisher war das nicht so wichtig, weil sich Familien selbst ernähren konnten und die Unwissenheit das größte Geschenk war.
Eine Bauarbeiterin verdient für einen Tag Schotterschleppen 250 NRS (umgerechnet € 2,20). Meistens arbeitet eh nur ein Familienmitglied regelmäßig – so ist der Jahresverdienst bei ca. 600 Euro leicht zu Erklären.
Das aber ein Liter Benzin trotzdem bei 80-90 Cent liegt, will nun wirklich nicht in meinen Kopf rein.
Ein Bier übrigens 350 NRS.
Da gibt es aber noch die Ärmsten der Armen – die unterste Kaste (obwohl das Kastensystem offiziell abgeschafft wurde) – die wirklich gar nichts haben und es akzeptieren. Da kann man nur weinen und weiterziehen…ein paar davon sind immerhin im Waisenhaus untergebracht.
Kathmandu ist sowas von verdreckt, dass man Leben hier eigentlich nicht für möglich halten könnte. Trotzdem will ein Großteil der Bevölkerung in die Städte weil es eben dort besser zu verdienen ist.
Es gäbs da noch einige Geschichten über seltsame Rituale und Gewohnheiten, die ihr hier lieber nicht erwähnen will!
Was treibt einen nun an in so einem Land zu helfen und sogar gerne her zu kommen?
Es sind sicher die Kinder und die Menschen die in Ihrem eigenen Tempo positiv in die Zukunft sehen. Die, die interessiert sind an alternativen Möglichkeiten, die wissbegierig sind und immer ein Lächeln auf den Lippen haben.
Es sind die Kinder, die dich an den Händen nehmen und dir ihre „Welt“ zeigen.
Es ist auch die Möglichkeit seine eigenen Fehler und seine Lebensweise zu hinterfragen. Die Erkenntnis, dass die Menschen global nicht gescheiter geworden sind, man aber in einem kleinen Bereich viel bewirken kann.
Dann gibt’s natürlich auch noch die Religionen. Eigentlich egal ob jetzt Hindus oder Buddhisten – jeder akzeptiert irgendwie den anderen. Als „Fremder“ hab ich mich hier noch nie gefühlt. Als Pastafahri passt das schon.
Jedes Projekt, welches der Verein hier angeht findet Nachahmer. Schulen werden in unserem Stil optisch und intern „saniert“. Auf einmal starten Wasserprojekte. Irgendwann wird auch die Gegend um Lama Gaon biologisch erblühen.
Die Nachahmer sind definitiv die Erkenntnis, dass Entwicklungshilfe funktioniert.
Im Besten Fall ziehen wir irgendwann ab und kommen nur mehr auf Besuch – das aber wird wahrscheinlich doch eine Fiktion bleiben. Lasst es uns einfach eine Vision sein.
Wer hier ein paar Wochen verbracht hat, nimmt sogar das verdreckte Kathmandu in Kauf und kommt von Nepal nicht mehr ganz los.
Wie heißt es so schön: I never climb the Mount Evererest, but i lost my Heart in Nepal.
Und letztendlich hat man die Erkenntnis, wenn man wieder nach Hause kommt - weil erst da hab ich meinen sogenannten Kultur-Crash.
Naja..Abschluss für heute bin fertig und leg mich in mein Luxus-Bett
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